„Ich bin doch nicht irre!“

Zum Widerstand gegen die Psychotherapie

Meiner Ansicht nach ist es allein der Begriff „Psychotherapie“, der vielen Menschen Angst macht. Wer will schon als verrückt oder irre gelten?

Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, mit dem ich aufräumen will: die Bezeichnung „Psychotherapie“ und das, was wir darunter verstehen, bzw. wie wir ihn verstehen.

Ich beziehe mich hier nicht auf medizinische Diagnosen, wie Persönlichkeitsstörungen und andere ernste Erkrankungen der Seele, sondern auf meine Arbeit als MentalTrainerin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung.

„Also, wenn ich eine Psychotherapie bräuchte, dann bin ich reif für die Klapsmühle“. So oder ähnlich höre ich das manchmal. Unter dem Motto: Das Ende naht. Und ich spüre deutlich ein Unbehagen meiner Gesprächspartner/innen. „Nach dem Urlaub wird es schon wieder gehen“. Mitnichten – es kommt immer wieder, es stört Beziehungen, beeinträchtigt unser Leben, macht unglücklich und in der Folge womöglich körperlich krank.

Mein Verständnis von Psychotherapie:

  • die Bewusstmachung von Glaubenssätzen und Verhalten, deren Auswirkungen Probleme bereiten (seelisch und in der Folge auch körperlich) Warum handle ich so und nicht anders?
  • Die Veränderung der hinderlichen Glaubenssätze und somit die Lösungsfindung der Probleme. Was kann ich anders machen, um das Problem nicht mehr zu haben?
  • Somit „heile“ ich die Seele, verbessere meine Beziehungen, meine Lebensqualität und beuge Krankheiten vor. Ah, da ist ja auch die Prävention – die Vorbeugung von Krankheiten…

Wenn ich davon ausgehe, das jeder die eine oder andere überkommene Verhaltensstrategie hat, die in der Kindheit hilfreich war, im Jetzt allerdings hinderlich ist, kann eine Psychotherapie, so wie ich sie verstehe, hilfreich sein. Warum sich lange quälen? Auch ich habe vor vielen Jahren eine Situation erlebt, die mich sagen ließ: „Das kann ich nicht allein, jetzt brauche ich Hilfe“ Mein Glaubenssatzwar: Ich schaffe alles alleine!

Diese Hilfe habe ich bekommen und bin sehr dankbar dafür. Kein Grund sich zu schämen – ganz im Gegenteil. Das war keine Kreuzfahrt, aber ein tiefes Erlebnis meines Selbst und ein Erleben meiner Kraft, die ich durch die Therapie wieder erlangt habe. War eine sogenannte Kurzzeittherapie. Also, keine Angst – keine jahrelangen Sitzungen auf dem Sofa. So schlimm war das Thema jetzt auch nicht.

Dennoch kann ich verstehen, dass viele Menschen Widerstand verspüren, sich helfen zu lassen. Da ist Angst, Scham, vielleicht auch Trotz. Manche Menschen, mit denen ich spreche, sagen: „Ich bin halt so.“ „Das kann ich nicht ändern“, „Das wird wohl immer so bleiben“ und sie wundern sich dann, wie sich Dinge ändern können, wenn sie sich ihre Verhaltensweisen und die dahinter liegenden Glaubenssätze bewusstmachen und diese dann verändern. Denn je schneller ihr vor etwas weglauft, umso schneller ist es Euch auf den Fersen. Euer Leben präsentiert Euch solange Eure Themen, bis Ihr Euch ihnen zuwendet und bearbeitet.  Aber keiner von Euch ist irre oder verrückt – nur menschlich –  und Leute, irgendein Gepäck hat jeder, also seid ihr nicht allein!

Und hey, die Mutigen stellen sich Ihren Themen, verlassen Ihre Komfortzone und gehen auch mal durch ein Tal der Tränen. Holt Euch Hilfe – es gibt viele Heilpraktiker-Kollegen/Kolleginnen, die die unterschiedlichsten Hilfen anbieten – informiert Euch – seid es Euch wert! Tut dies im Vertrauen, dass das, was euch erwartet, außerordentlich erstrebenswert ist – für jeden anders -wunderschön. Und ich weiß, Ihr seid mutig, Ihr dürft es nur noch selbst erkennen  – und dann MACHEN.

Vielleicht sollten wir dem Kind einfach einen anderen Namen geben…dann wär‘ das auch durch mit dem Widerstand…

Bleibt neugierig – ich bleibe es auch – und verpasst nicht den nächsten Artikel.

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